Herr F. und ich sitzen gegenüber, durch einen Gang betrennt. Er auf der Südseite, ich auf der Nordseite des Gebäudes. Im Sommer steht den ganzen Nachmittag die Sonne auf Herrn F.'s Bürofenster - bei weitem kein großer Spass.
Die meiste Zeit lassen wir unsere Bürotüren offen und rufen uns zwischendurch unmotiviert Obszönitäten zu. Anfänglich war ich unsicher, wie das bei den Kolleginnen rechts und links des Ganges ankommt. Aber tatsächlich ignoriert man uns, und seitdem wir das wissen, gibt es Tage, an denen alle Dämme brechen.
Herr F. hat ein paar geflügelte Worte. Eines davon ist: "Das ist der Absturz!"
Der Absturz kann alles mögliche sein. Eine Mail, ein Anruf, eine SMS, wenn jemand auf unserem Gang vorbeiläuft, wenn niemand unseren Gang entlang läuft, wenn es regnet, schneit oder die Sonne scheint. Ständig stürzt irgendetwas ab - früher zumeist Herr F. selber, heute die ganze Welt drum herum.
Die Steigerung hat ein internationales Flair: "Das ist ja der Downfall!"
Anfänglich hatte ich ja gedacht, dass sich Der Absturz nicht steigern liesse, aber nach Der Downfall wusste ich es besser.
Manche Dinge brennen sich ein, und nach anderthalb Jahren habe ich das alles nicht schadlos überstanden. Vor ein paar Monaten sagte ich es dann auch das erste Mal. Ich las eine Mail, sah einen Berg von Arbeit auf mich zurollen und sagte:
"Das ist ja der Absturz"
Da war es, ich hatte es assimiliert. Unwiderruflich.
Es kann aber immer schlimmer kommen
Ich bin im Büro von Menschen umgeben, die ein Problem mit dem Partizip haben.
"Ich habe den Fernseher eingeschalten"
Dazu fiel mir noch nie besonders viel ein. Was soll man auch dazu schon sagen? Es läuft einem kalt den Rücken runter, wenn man so etwas hört.
Herr F. und ich saßen gemeinsam in einer Besprechung und vertrieben uns die Zeit mit Kurznachrichten zweifelhaften Inhalts, die wir uns gegenseitig schickten, als plötzlich jemand sagte:
"Dann haben wir den Cluster wieder angeschalten"
Im selben Moment hörten wir beide auf zu tippen und schauten uns an. Mein Gott, das ging durch Mark und Bein. Der Absturz! Wir schauten rüber zu Regine und sie schaute zurück und wir konnten es in ihrem Blick lesen, wie sie innerlich den Kopf schüttelte und eine Gänsehaut bekam.
"Und später haben wir den aktiven Knoten passiv geschalten"
Man konnte sehen, wie sich der Kreis der Anwesenden in zwei Teile spaltete: Jene, denen es die Schleimhäute zusammenzog und dann noch die anderen. Die Anderen blieben unberührt. Beinahe so, als könnten sie derartige grammatikalischen Amokläufe auch selbst begehen.
Man assimiliert. Ständig und unaufhörlich.
Neben Herrn F. wohnt Herr R., Meister der Datenbanken, dessen Körper Milchprodukte neuerdings für eine Bedrohung hält, die man bekämpfen muss
Ich besuche Herrn R. regelmäßig. Wir reden dann über die Arbeit, übers Kochen, Wochenenden, Reisen und was uns sonst noch so einfällt. Ab und an lästern wir auch über Kollegen, wie Herrn F. der das gut findet und sich daran gerne beteiligt. Er lästert auch mit Freude über sich selbst.
Vor ein paar Wochen dann stand in des Meisters Tür. Es gab Probleme. Herr F. saß im Nebenzimmer und hackte wild auf seiner Tastatur rum, Schmatzgeräusche von sich egebend. Vermutlich aß es etwas, aber das musste nicht sein. Herr F. konnte auch so schmatzen, wenn ihm danach war.
"Herr R.", sagte ich.
"Ja?", anwortete Herr R., wandte sich von seiner Tastatur ab um mich anzuschauen. Herr R. ist auch ein sehr höflicher Mensch.
"Ich denke, die haben den Rechner ausgeschalten"
Sagte ich. Dann folgte ein kurzer Moment der Stille, gefolgt von einem Moment der Erkenntnis. Dieser Moment war sehr schmerzhaft.
Plötzlich, aber nicht unbedingt unerwartet, verstummte das Schmatzen im Nebenzimmer. Es hatte wirklich gegessen, bis zu jenem einsamen Moment.
"Das ist ja wohl der Absturz!", liess sich Herr F. vernehmen.
Und er hatte recht.
Dienstag, 28. September 2010
Samstag, 25. September 2010
Der feine Herr
Also sitze ich unmotiviert am Macbook, als es plötzlich vor der Tür klappert. Natürlich, der Herr Kater. Dem ist es wohl auch zu nass draussen, denke ich. Missmutig raffe ich mich auf, gehe zur Tür und sehe zuerst ein paar rot-weisse Pfoten und dann den dazugehörigen Rest, wie er im Dunklen im Regen sitzt und wartet.
Aber etwas ist anders. Etwas stimmt nicht.
Normalerweise schaut mich beim Gang zur Tür schon ein nervöses, lauerndes Paar Augen an, die Schnauze zu einem tonlosen Miauen geöffnet, welches ich durch die Glasscheibe nicht höre. Diesmal jedoch sitzt er regungslos in der Nacht, schwach angestrahlt vom Licht des Wohnzimmers, und starrt nur stumm geradeaus.
Ich öffne die Tür und sage "Na, Dicker, willste nicht reinkommen? Scheiss Wetter draussen!"
Aber anstatt in das warme, trockene Wohnzimmer zu schlüpfen, schaut er mich unverwandt an, wendet seinen Blick ab und fixiert einen Punkt auf dem Boden. Und da liegt sie dann, noch handwarm und vom Regen durchnässt, eine graubraune Ratte - mausetot. Der Nager ist nicht ganz so stattlich wie die anderen zuvor, aber das erste Mal bringt er seine Beute zu uns und nicht zu den Nachbarn.
Ich bin mächtig stolz.
"Das hast du aber fein gemacht!", sage ich mit alberner Babystimme und er freut sich so sehr über meine Anerkennung, dass er sich vor lauter Übermut auf den leblosen Körper stürzt und selbigen noch einmal mit Schmackes in die Luft wirft. Ein nasses Klatschen ist zu hören, als der Kadaver auf dem Boden aufschlägt. Jetzt schlängelt er sich durch die geöffnete Tür und geht mir um die Beine, die Schnauze ordentlich dreckverschmiert.
Draussen regnet es derweil fröhlich weiter und der Kater, normalerweise rot, jetzt durch die Nässe dunkelbraun, schaut mich auffordernd an. Ich soll gefälligst leidenschaftlicher seinen Jagderfolg preisen!
Naja, meinetwegen. Während ich weiter ehrfürchtige Lobpreisungen mit Fistelstimme zum Besten gebe und der Kater sich in der Anerkennung suhlt wie eine Rotte Wildschweine im Dreck des umgewühlten Parks hinter unserem Anwesen, denke ich darüber nach, was ich jetzt mit dem toten Beuteltier anfange. Am Besten gleich aufsammeln und in die Tonne werfen. Bevor es anfängt zu riechen.
Der Kater streicht jetzt auch um die Pfoten des Hundes, der durch das Getümmel angelockt, verunsichert durch die Tür in die Nacht hinaus blickt.
Ich nehme den Kater noch einmal genauer in Augenschein. Er leckt sich genüsslich die Schnauze, die Brust vor Stolz geschwollen, jedoch ist ausser Dreck und Sand nichts zu entdecken. Jedenfalls kein Blut.
Okay, sage ich. Hilft ja nichts.
Tatsächlich ist der Nager noch warm, die Totenstarre noch ein paar Stunden entfernt. Das hier ist Frischware, so viel steht fest. Ich wedele mit der Ratte ein wenig vor Jurijs Nase herum, aber sein Interesse nimmt jetzt merklich ab.
Die ist schon tot, die macht jetzt auch keinen Spass mehr, gibt er mir zu verstehen.
Äusserlich ist die Ratte unversehrt. Die Augen sind etwas geöffnet, aber man könnte meinen, sie hält ein Nickerchen - nirgends ist eine Wunde zu entdecken. Sie hat nicht einmal im Augenblick des Todes den Darm entleert, wie man es vermuten würde, im Angesicht des Todes, wenn ein mordlustiger Kater aus dem Nichts auftaucht. Nichts - wie schon bei den drei Ratten zuvor. Offenkundig ist der feine Herr ein eins-A abgebrühter Killer, mit einer ganz ausgezeichneten Technik.
Sein Beuteschema hat sich im letzten halben Jahr etwas verändert. Mäuse sind ihm scheinbar die Mühe nicht mehr wert. Es muss schon eine Spur größer sein.
Ich warte jetzt darauf, dass er uns aus dem Park eins der Wildschweine anschleppt. Die Zeit ist reif dafür.
Aber etwas ist anders. Etwas stimmt nicht.
Normalerweise schaut mich beim Gang zur Tür schon ein nervöses, lauerndes Paar Augen an, die Schnauze zu einem tonlosen Miauen geöffnet, welches ich durch die Glasscheibe nicht höre. Diesmal jedoch sitzt er regungslos in der Nacht, schwach angestrahlt vom Licht des Wohnzimmers, und starrt nur stumm geradeaus.
Ich öffne die Tür und sage "Na, Dicker, willste nicht reinkommen? Scheiss Wetter draussen!"
Aber anstatt in das warme, trockene Wohnzimmer zu schlüpfen, schaut er mich unverwandt an, wendet seinen Blick ab und fixiert einen Punkt auf dem Boden. Und da liegt sie dann, noch handwarm und vom Regen durchnässt, eine graubraune Ratte - mausetot. Der Nager ist nicht ganz so stattlich wie die anderen zuvor, aber das erste Mal bringt er seine Beute zu uns und nicht zu den Nachbarn.
Ich bin mächtig stolz.
"Das hast du aber fein gemacht!", sage ich mit alberner Babystimme und er freut sich so sehr über meine Anerkennung, dass er sich vor lauter Übermut auf den leblosen Körper stürzt und selbigen noch einmal mit Schmackes in die Luft wirft. Ein nasses Klatschen ist zu hören, als der Kadaver auf dem Boden aufschlägt. Jetzt schlängelt er sich durch die geöffnete Tür und geht mir um die Beine, die Schnauze ordentlich dreckverschmiert.
Draussen regnet es derweil fröhlich weiter und der Kater, normalerweise rot, jetzt durch die Nässe dunkelbraun, schaut mich auffordernd an. Ich soll gefälligst leidenschaftlicher seinen Jagderfolg preisen!
Naja, meinetwegen. Während ich weiter ehrfürchtige Lobpreisungen mit Fistelstimme zum Besten gebe und der Kater sich in der Anerkennung suhlt wie eine Rotte Wildschweine im Dreck des umgewühlten Parks hinter unserem Anwesen, denke ich darüber nach, was ich jetzt mit dem toten Beuteltier anfange. Am Besten gleich aufsammeln und in die Tonne werfen. Bevor es anfängt zu riechen.
Der Kater streicht jetzt auch um die Pfoten des Hundes, der durch das Getümmel angelockt, verunsichert durch die Tür in die Nacht hinaus blickt.
Ich nehme den Kater noch einmal genauer in Augenschein. Er leckt sich genüsslich die Schnauze, die Brust vor Stolz geschwollen, jedoch ist ausser Dreck und Sand nichts zu entdecken. Jedenfalls kein Blut.
Okay, sage ich. Hilft ja nichts.
Tatsächlich ist der Nager noch warm, die Totenstarre noch ein paar Stunden entfernt. Das hier ist Frischware, so viel steht fest. Ich wedele mit der Ratte ein wenig vor Jurijs Nase herum, aber sein Interesse nimmt jetzt merklich ab.
Die ist schon tot, die macht jetzt auch keinen Spass mehr, gibt er mir zu verstehen.
Äusserlich ist die Ratte unversehrt. Die Augen sind etwas geöffnet, aber man könnte meinen, sie hält ein Nickerchen - nirgends ist eine Wunde zu entdecken. Sie hat nicht einmal im Augenblick des Todes den Darm entleert, wie man es vermuten würde, im Angesicht des Todes, wenn ein mordlustiger Kater aus dem Nichts auftaucht. Nichts - wie schon bei den drei Ratten zuvor. Offenkundig ist der feine Herr ein eins-A abgebrühter Killer, mit einer ganz ausgezeichneten Technik.
Sein Beuteschema hat sich im letzten halben Jahr etwas verändert. Mäuse sind ihm scheinbar die Mühe nicht mehr wert. Es muss schon eine Spur größer sein.
Ich warte jetzt darauf, dass er uns aus dem Park eins der Wildschweine anschleppt. Die Zeit ist reif dafür.
Freitag, 17. September 2010
Eine Geschichte vom Abstumpfen
Wir erinnern uns: Er kam vor neun Monaten ins Krankenhaus, man entfernte ihm einen fiesen Tumor, der sich in seinem Enddarm breit gemacht hatte, und verbrachte ihn nach einer technisch einwandfreien OP auf die Intensivstation, wo er gesunden sollte.
Was dann voll in die Hose ging.
Was folgte, war eine Verkettung von... nennen wir es mal: unglücklicher Umstände:
Ein postoperativer Delir, sozusagen Demenz per Anästhesie, gefolgt von einer Fixierung am Bett um ihn daran zu hindern, sich ständig die Schläuche aus dem Körper zu reissen. Aus der Fixierung wurde ein länger andauernder Aufenthalt in der Horizontalen, was eine saftige Lungenentzündung nach sich zog.
Früher einmal nannte man eine Lungenentzündung auch den "sanften Tod", welcher alte Menschen schmerzlos vom Diesseits ins Jenseits beförderte. Heute aber gibt es die moderne Intensivmedizin, und da stirbt es sich nicht so einfach.
Er konnte nicht mehr selbstständig atmen, essen trinken. Also setzte man ein Tracheostoma und eine Nasensonde. Später dann folgte eine PEG Sonde durch die Bauchdecke. Der Aufenthalt auf der Intensivstation währte mittlerweile über zwei Monate, der Schnee draussen war geschmolzen, aus Winter war Frühling geworden.
Dem Krankenhaus wurde das alles langsam zu teuer. Also musste er raus aus dem Haus. Und weil er nicht mehr nach Hause konnte, weil der Pflegeaufwand, den man bei jemanden in seinem Zustand treiben muss, exorbitant ist, musste er irgendwo untergebracht werden. Dafür hat man sich sogenannte Beatmungs-WG's ausgedacht, wo lauter Halbtote mit Luftröhrenschnitte zusammengeführt und von... naja, angeblich examniertem Pflegepersonal betreut werden.
Wir erfuhren an einem Donnerstag im April, dass er die Woche darauf entlassen werden sollte, wurden schnell mit dem Sozialdienst zusammengebracht, der uns eine Einrichtung empfahl und PENG: Fünf Tage später fuhr ihn ein Krankenwagen nach Berlin Mitte in eben so eine Beatmungs WG.
Dort blieb er ein paar Wochen, dann kam die nächste Lungenentzündung und damit auch der nächste Krankenhausaufenthalt. Wieder hing sein armseliges Dasein am seidenen Faden, wieder musste er fixiert werden, alles wurde mit Zugängen und Schläuchen zugepflastert, die Intensivmedizin vollbrachte abermals das Wunder, einen an sich dem Tod geweihten Menschen weiterleben zu lassen.
Anderes Krankenhaus, anderer Sozialdienst. Man trat an uns heran und verkündete, dass die Einrichtung, wo er gerade zu Hause war, keinen guten Job machte. Zum Beispiel das Absaugen.
Er kann ja nicht mehr schlucken, und alles, was wir so runterschlucken, läuft bei ihm irgendwo hin, nicht selten in die Lunge. Also wird er mehrmals täglich abgesaugt. Dazu steckt man einen schlanken Silikonschlauch durch den Luftröhrenschnitt tief bis in die Bronchien, während eine elektrische Pumpe ihr Werk verrichtet. Dazu soll der Patient bestenfalls kräftig husten, tatsächlich wird aber der Patient bei der Prozedur regelmäßig ziemlich blau, husten, spuckt und krampft unkontrolliert, während es gurgelt, blubbert und schleimt was das Zeug hält. Es beschreibt sich schwer, wie es ist, wenn man so etwas das erste Mal miterlebt.
Umversorgung - so nennt man es, wenn jemand von einer Einrichtung in eine andere verlegt wird.
Neue Einrichtung, neues Glück. Der letzte Krankenhausaufenthalt, vier oder fünf Wochen lang, war vorbei, mittlerweile hatte die Fussball WM begonnen, es war Sommer, und wir, die wir noch ein normales Leben hatten, machten Ferien. Es wurde auch Zeit, die letzten Monate hatten uns ausgelaugt. Also fuhren wir weg, nach good ol' España, und kurz bevor der Flieger uns wieder nach Hause bringen sollte, nach eine kurzen aber fantastischen Woche, klingelte das Mobiltelefon. Diesmal: Herzinfarkt, wieder Intensivstation, wieder alles auf der Kippe.
Ich stand auf der Plaza Mayor mitten in Madrid und hörte sie mal wieder sagen: "Wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen. Das wird nichts mehr! Er stirbt!"
Und ich dachte nur: Na hoffentlich.
Mir war alles egal. Ich wollte nur das Telefonat vernünftig zu Ende bringen und mich wieder auf den Urlaub konzentrieren. Ich wollte mit alle dem jetzt nichts zu tun haben. Nicht jetzt. Ich wollte mir die kurze, schöne Zeit nicht kaputt machen lassen.
Stunden später, wir waren mitten in der Nacht mit zwei Stunden Verspätung aus dem Flieger gefallen, und hatten nach über einer Woche endlich wieder die kleine Madame in die Arme geschlossen, sprachen wir über den Urlaub, die Sonne, unsere Erlebnisse, ob mit dem Haus alles in Ordnung war, wie es dem Schnaufhasen ging - wir sprachen über alles, aber sein Elend war weit weg für mich. Er hätte in jenem Moment sterben können, und ich weiss nicht, was ich empfunden hätte.
Er starb natürlich nicht, es folgte ein fünf wöchiger Krankenhausaufenthalt und jetzt ist er wieder in der Einrichtung. Man kann sogar sagen, dass es ihm den Umständen entsprechend ganz gut geht. Er kann immerhin Mensch Ärgere Dich Nicht spielen.
Aber er wird nie wieder essen können. Oder laufen. Oder trinken. Oder sprechen. Er wird nie wieder nach Hause kommen.
Wenn man weiss, was für ein selbstbestimmtes Leben er bis Januar zusammen mit ihr geführt hat, wie beide alles mit sich ausgemacht und für sich geregelt haben, dann ist das, was von dem alten Mann noch übrig ist, nur ein kleines Häufchen Elend. Es ist deprimierend, erschreckend und hoffnungslos. Man denkt, dass der Tod der einzige Weg in Würde ist.
Im Frühjahr hat mich das alles sehr mitgenommen. Die Situation war neu und deprimierend und schon damals hoffnungslos. Wir hatten ja unser Leben zusammen verbracht, als ich klein war, haben wir zusammen endlose Spaziergänge unternommen, zusammen mit Bobby, dem Cockerspaniel. Wir haben in der Weihnachtszeit die Modelleisenbahn vom Dachboden geholt und aufgebaut und gemeinsam mit Super-8 Filmen experimentiert. Ich war als Kind jedes zweite Wochenende bei den beiden und wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich an den Duft von Kaffee und Toast am Sonntagmorgen. Und dann kam im Januar der Krebs und ich dachte "naja, mit 85 Lebensjahren holt es einen irgendwann", aber dann holte es ihn nicht und stattdessen wurde alles nur ein großer sarkastischer Witz vom Sterben.
Die meisten Stunden des Tages denke ich nicht an ihn. Das ist jetzt anders als im Frühjahr. Und wenn ich an ihn denke, dann packt mich nicht mehr sofort der blanke Horror. Ich bin abgestumpft, denke ich dann, aber meine Physiotherapeutin meint, dass sei zu hart formuliert - ich würde die Situation akzeptieren. Und dann frage ich, ob Akzeptanz nicht auch eine Form des Abstumpfens ist und darauf wissen wir beide keine Antwort.
"Ich glaube nicht", sagte die Physiotherapeutin, aber das klang auch nicht überzeugt.
Vielleicht ist es ja so, dass man garnicht anders kann, als eine Gleichgültigkeit entwickeln. Vielleicht ist das ein fest vorgegebenes Programm, dass da in Gang kommt. Möglicherweise hat das ja alles so seine Richtigkeit. Trotzdem... eines Tages, und man wird selbst anderen Menschen so egal sein.
Und wenn einem das keine Angst macht, dann weiss ich auch nicht...
Was dann voll in die Hose ging.
Was folgte, war eine Verkettung von... nennen wir es mal: unglücklicher Umstände:
Ein postoperativer Delir, sozusagen Demenz per Anästhesie, gefolgt von einer Fixierung am Bett um ihn daran zu hindern, sich ständig die Schläuche aus dem Körper zu reissen. Aus der Fixierung wurde ein länger andauernder Aufenthalt in der Horizontalen, was eine saftige Lungenentzündung nach sich zog.
Früher einmal nannte man eine Lungenentzündung auch den "sanften Tod", welcher alte Menschen schmerzlos vom Diesseits ins Jenseits beförderte. Heute aber gibt es die moderne Intensivmedizin, und da stirbt es sich nicht so einfach.
Er konnte nicht mehr selbstständig atmen, essen trinken. Also setzte man ein Tracheostoma und eine Nasensonde. Später dann folgte eine PEG Sonde durch die Bauchdecke. Der Aufenthalt auf der Intensivstation währte mittlerweile über zwei Monate, der Schnee draussen war geschmolzen, aus Winter war Frühling geworden.
Dem Krankenhaus wurde das alles langsam zu teuer. Also musste er raus aus dem Haus. Und weil er nicht mehr nach Hause konnte, weil der Pflegeaufwand, den man bei jemanden in seinem Zustand treiben muss, exorbitant ist, musste er irgendwo untergebracht werden. Dafür hat man sich sogenannte Beatmungs-WG's ausgedacht, wo lauter Halbtote mit Luftröhrenschnitte zusammengeführt und von... naja, angeblich examniertem Pflegepersonal betreut werden.
Wir erfuhren an einem Donnerstag im April, dass er die Woche darauf entlassen werden sollte, wurden schnell mit dem Sozialdienst zusammengebracht, der uns eine Einrichtung empfahl und PENG: Fünf Tage später fuhr ihn ein Krankenwagen nach Berlin Mitte in eben so eine Beatmungs WG.
Dort blieb er ein paar Wochen, dann kam die nächste Lungenentzündung und damit auch der nächste Krankenhausaufenthalt. Wieder hing sein armseliges Dasein am seidenen Faden, wieder musste er fixiert werden, alles wurde mit Zugängen und Schläuchen zugepflastert, die Intensivmedizin vollbrachte abermals das Wunder, einen an sich dem Tod geweihten Menschen weiterleben zu lassen.
Anderes Krankenhaus, anderer Sozialdienst. Man trat an uns heran und verkündete, dass die Einrichtung, wo er gerade zu Hause war, keinen guten Job machte. Zum Beispiel das Absaugen.
Er kann ja nicht mehr schlucken, und alles, was wir so runterschlucken, läuft bei ihm irgendwo hin, nicht selten in die Lunge. Also wird er mehrmals täglich abgesaugt. Dazu steckt man einen schlanken Silikonschlauch durch den Luftröhrenschnitt tief bis in die Bronchien, während eine elektrische Pumpe ihr Werk verrichtet. Dazu soll der Patient bestenfalls kräftig husten, tatsächlich wird aber der Patient bei der Prozedur regelmäßig ziemlich blau, husten, spuckt und krampft unkontrolliert, während es gurgelt, blubbert und schleimt was das Zeug hält. Es beschreibt sich schwer, wie es ist, wenn man so etwas das erste Mal miterlebt.
Umversorgung - so nennt man es, wenn jemand von einer Einrichtung in eine andere verlegt wird.
Neue Einrichtung, neues Glück. Der letzte Krankenhausaufenthalt, vier oder fünf Wochen lang, war vorbei, mittlerweile hatte die Fussball WM begonnen, es war Sommer, und wir, die wir noch ein normales Leben hatten, machten Ferien. Es wurde auch Zeit, die letzten Monate hatten uns ausgelaugt. Also fuhren wir weg, nach good ol' España, und kurz bevor der Flieger uns wieder nach Hause bringen sollte, nach eine kurzen aber fantastischen Woche, klingelte das Mobiltelefon. Diesmal: Herzinfarkt, wieder Intensivstation, wieder alles auf der Kippe.
Ich stand auf der Plaza Mayor mitten in Madrid und hörte sie mal wieder sagen: "Wir müssen uns auf das Schlimmste gefasst machen. Das wird nichts mehr! Er stirbt!"
Und ich dachte nur: Na hoffentlich.
Mir war alles egal. Ich wollte nur das Telefonat vernünftig zu Ende bringen und mich wieder auf den Urlaub konzentrieren. Ich wollte mit alle dem jetzt nichts zu tun haben. Nicht jetzt. Ich wollte mir die kurze, schöne Zeit nicht kaputt machen lassen.
Stunden später, wir waren mitten in der Nacht mit zwei Stunden Verspätung aus dem Flieger gefallen, und hatten nach über einer Woche endlich wieder die kleine Madame in die Arme geschlossen, sprachen wir über den Urlaub, die Sonne, unsere Erlebnisse, ob mit dem Haus alles in Ordnung war, wie es dem Schnaufhasen ging - wir sprachen über alles, aber sein Elend war weit weg für mich. Er hätte in jenem Moment sterben können, und ich weiss nicht, was ich empfunden hätte.
Er starb natürlich nicht, es folgte ein fünf wöchiger Krankenhausaufenthalt und jetzt ist er wieder in der Einrichtung. Man kann sogar sagen, dass es ihm den Umständen entsprechend ganz gut geht. Er kann immerhin Mensch Ärgere Dich Nicht spielen.
Aber er wird nie wieder essen können. Oder laufen. Oder trinken. Oder sprechen. Er wird nie wieder nach Hause kommen.
Wenn man weiss, was für ein selbstbestimmtes Leben er bis Januar zusammen mit ihr geführt hat, wie beide alles mit sich ausgemacht und für sich geregelt haben, dann ist das, was von dem alten Mann noch übrig ist, nur ein kleines Häufchen Elend. Es ist deprimierend, erschreckend und hoffnungslos. Man denkt, dass der Tod der einzige Weg in Würde ist.
Im Frühjahr hat mich das alles sehr mitgenommen. Die Situation war neu und deprimierend und schon damals hoffnungslos. Wir hatten ja unser Leben zusammen verbracht, als ich klein war, haben wir zusammen endlose Spaziergänge unternommen, zusammen mit Bobby, dem Cockerspaniel. Wir haben in der Weihnachtszeit die Modelleisenbahn vom Dachboden geholt und aufgebaut und gemeinsam mit Super-8 Filmen experimentiert. Ich war als Kind jedes zweite Wochenende bei den beiden und wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich an den Duft von Kaffee und Toast am Sonntagmorgen. Und dann kam im Januar der Krebs und ich dachte "naja, mit 85 Lebensjahren holt es einen irgendwann", aber dann holte es ihn nicht und stattdessen wurde alles nur ein großer sarkastischer Witz vom Sterben.
Die meisten Stunden des Tages denke ich nicht an ihn. Das ist jetzt anders als im Frühjahr. Und wenn ich an ihn denke, dann packt mich nicht mehr sofort der blanke Horror. Ich bin abgestumpft, denke ich dann, aber meine Physiotherapeutin meint, dass sei zu hart formuliert - ich würde die Situation akzeptieren. Und dann frage ich, ob Akzeptanz nicht auch eine Form des Abstumpfens ist und darauf wissen wir beide keine Antwort.
"Ich glaube nicht", sagte die Physiotherapeutin, aber das klang auch nicht überzeugt.
Vielleicht ist es ja so, dass man garnicht anders kann, als eine Gleichgültigkeit entwickeln. Vielleicht ist das ein fest vorgegebenes Programm, dass da in Gang kommt. Möglicherweise hat das ja alles so seine Richtigkeit. Trotzdem... eines Tages, und man wird selbst anderen Menschen so egal sein.
Und wenn einem das keine Angst macht, dann weiss ich auch nicht...
Mittwoch, 15. September 2010
Von Büchern und der Bauchmuschi
Ich bin auf der Suche nach einem guten Buch, aber immer, wenn ich im Dussmann an der Friedrichstrasse stehe, kratze ich mir ratlos am Kopf. Das Problem ist nicht mangelnde Auswahl. Das Problem ist, dass ich nicht weiss, was ich lesen will. Ich habe die letzte Zeit so Zeug gelesen wie I am Airen Man, so Coming-Of-Age Zeug. Aber da fehlt mir irgendwie auch die Idee, was als nächstes kommen soll.
Herr F., der ex-drogensüchtige Kollege aus der Hölle, vermutlich Borderlinealkoholiker und einer der wenigen Lichtblicke im Büro, kann gewisse Unarten nicht abstellen. Zu nennen wären da:
Herr F., der ex-drogensüchtige Kollege aus der Hölle, vermutlich Borderlinealkoholiker und einer der wenigen Lichtblicke im Büro, kann gewisse Unarten nicht abstellen. Zu nennen wären da:
- Ankündigen, wenn er mal Groß muss.
- Sehr detailliert beschreiben, wie sein Groß ausgesehen hat und wie leicht oder schwer es war, selbiges aus dem Mastdarm zu drücken.
- In mein Büro kommen, nur um zu flatulieren.
- Vor meiner Bürotür stehend das Hemd hochreissen, die mächtige Plauze entblößen, mit beiden Händen vertikal den Bauchnabel zusammendrücken und ganz laut "Bauchmuschi!" rufen.
Das sind jetzt nur die Dinge, die mir auf die Schnelle einfallen. Wenn ich genauer drüber nachdenken würde, dann ließe sich diese Liste zweifelsfrei noch ein wenig erweitern.
Der Bär. Der Bär heisst Erich und er fiel mir ein, als ich vor vielleicht einem Jahr nachts in meinem Bett lag und mich unruhig hin und her wälzte. Dazu dachte ich mir ein kleines Mädchen aus, das Lena heisst. Und Lena und Erich waren die allerbesten Freunde, natürlich. Und noch bevor ich einschlafen konnte, hatte ich eine Geschichte über die beiden im Kopf.
Am nächsten Tag liess ich im Büro alles stehen und liegen und fing an zu schreiben. Zu Weihnachten hatte ich die Geschichte fertig, inklusive Buchdruck und Pirateneinband. Und dann habe ich es der kleinen Madame geschenkt. Ich denke, ein persönlicheres Geschenk werde ich nie wieder zustande bringen. Für niemanden. Und ich denke manchmal, dass sie das weiss.
Sei es drum: In der Schule steht jetzt eine erste Buchbesprechung an und dkM erzählte ihrer Lehrerin von diesem Buch und das sie dieses Buch gerne nehmen würde. Aber das wurde abgelehnt. Sie solle sich ein "richtiges" Buch aussuchen, bekam sie zur Antwort. Ich muss zugeben, dass ich ihre Lehrerin für eine gute Lehrerin halte und sie schätze, aber in diesem Punkt bin ich anderer Meinung. Ganz anderer Meinung.
"Bauchmuschi" - ich frage mich, wie man auf so etwas kommt.
Sonntag, 12. September 2010
...
- Ich arbeite die letzten Wochen wieder. Nach endlosen Monaten, die ich mit Filmen, Serien und dem Internet totgeschlagen habe, habe ich mir eine Aufgabe gesucht, die mich begeistern kann. Es wurde aber auch Zeit. Die Tage vergehen jetzt viel schneller und nach Ewigkeiten habe ich kein schlechtes Gewissen, wenn ich auf mein Girokonto kucke. Und ich bin garnicht schlecht, wenn ich eine Herausforderung habe. Vermutlich bin ich dann sogar ziemlich gut.
- Ich habe viel über meine Familie nachgedacht. Über meine eigene Familie, die bessere Hälfte und die kleine Madame. Und dann ist da noch Frau Amelie, das fellige Golden Retriever Tier mit Hang zum Schnauzengeruch. Und der Kater, klein, rot, sehr selbstständig und kaum zu Hause. Der Begriff "Zu Hause" hat eine andere Bedeutung gewonnen, in den letzten 13, 14 Monaten oder so. Das ist schön und fühlt sich gut an.
- Dabei fällt mir ein: Ich dachte immer, ich wüsste so ungefähr, was in den kommenden Jahren mit mir passieren würde. Also nicht bis ins letzte Detail - wer will das schon so genau wissen - aber die Marschrichtung schien vorgegeben. Aber nichts da. Jetzt kommt alles anders, wenn alles gut geht. Und es ist schon verrückt. Eines Tages wird man dann an einem Freitag früh um halb sechs geweckt und jemand sagt "Komm mal mit. Ich muss dir was zeigen!" - und dann glaubt an garnicht, was man sieht und auf einmal ist alles anders. Ein großes Abenteuer, von dem man hofft, dass es gut ausgehen wird.
Donnerstag, 2. September 2010
...
Erkältung!
Seit ein paar Tagen rafft mich irgendetwas dahin. Jetzt, wo der Hals langsam wieder geht, schlägt es auf den Magen. Ich habe keine Ahnung, was es ist. Vielleicht der Kreislauf, vielleicht der Rotz, der Nachts ungehindert den Rachen hinunter in meinen Magen läuft. Jedenfalls bin ich krank geschrieben, bis Freitag noch, und ich habe keine Ahnung, wie viele Jahre es her ist, dass ich das letzte Mal vier Tage am Stück krankgeschrieben war.
Apropos Rachen und Rotze.
Hatte ich in der Vergangenheit geschrieben, dass wir ihn umversorgt haben? "Umversorgt" heisst, dass er von einer Pflegeeinrichtung in eine andere verlegt wurde, bzw. wir ihn haben verlegen lassen. Das Krankenhaus, welches zuvor seine Lungenentzündung behandelt hatte, hatte uns das nahegelegt. "Wir haben den Verdacht, Ihr Großvater wurde nicht fachgerecht abgesaugt. Er war viel zu verschleimt und auch die Lungenentzündung kann daher rühren".
"Absaugen" bedeutet, dass man mit einem langen, dünnen Schlauch durch das Tracheostoma in die Bronchien fährt und mit einer elektrischen Pumpe den Schleim und Rotz, der sich angesammelt hat, absaugt. Das Geräusch, das diese Pumpe macht, ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich doch irgendwann daran - wobei sich bei mir immer so ein unbewusster Drang mich zu räuspern breit macht, wenn ich es höre.
Nach der Umversorgung gab es dann nach vier Wochen einen erneuten Krankenhausbesuch - diesmal mit Verdacht auf einen leichten Herzinfarkt. Es folgte eine vierwöchiger Krankenhausaufenthalt, der ihm seltsamerweise sogar ganz gut getan hat, zumindest schien es so. Und nun ist er wieder in der Pflegeeinrichtung und baut von jetzt auf gleich mental und körperlich rapide ab. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er wieder ins Krankenhaus verbracht wird.
Irgendwann, im Februar oder Anfang März meinte einer der Ärzte beim ersten Krankenhausaufenthalt zu uns, dass es ein langer und schwieriger Abschied werden wird. Ich wusste nicht genau, wie er das meint, aber jetzt habe ich doch eine Vorstellung.
Das nächste Mal schreibe ich vielleicht mal über etwas Positives. Zum Beispiel die Arbeit. Ha Ha Ha.
Seit ein paar Tagen rafft mich irgendetwas dahin. Jetzt, wo der Hals langsam wieder geht, schlägt es auf den Magen. Ich habe keine Ahnung, was es ist. Vielleicht der Kreislauf, vielleicht der Rotz, der Nachts ungehindert den Rachen hinunter in meinen Magen läuft. Jedenfalls bin ich krank geschrieben, bis Freitag noch, und ich habe keine Ahnung, wie viele Jahre es her ist, dass ich das letzte Mal vier Tage am Stück krankgeschrieben war.
Apropos Rachen und Rotze.
Hatte ich in der Vergangenheit geschrieben, dass wir ihn umversorgt haben? "Umversorgt" heisst, dass er von einer Pflegeeinrichtung in eine andere verlegt wurde, bzw. wir ihn haben verlegen lassen. Das Krankenhaus, welches zuvor seine Lungenentzündung behandelt hatte, hatte uns das nahegelegt. "Wir haben den Verdacht, Ihr Großvater wurde nicht fachgerecht abgesaugt. Er war viel zu verschleimt und auch die Lungenentzündung kann daher rühren".
"Absaugen" bedeutet, dass man mit einem langen, dünnen Schlauch durch das Tracheostoma in die Bronchien fährt und mit einer elektrischen Pumpe den Schleim und Rotz, der sich angesammelt hat, absaugt. Das Geräusch, das diese Pumpe macht, ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich doch irgendwann daran - wobei sich bei mir immer so ein unbewusster Drang mich zu räuspern breit macht, wenn ich es höre.
Nach der Umversorgung gab es dann nach vier Wochen einen erneuten Krankenhausbesuch - diesmal mit Verdacht auf einen leichten Herzinfarkt. Es folgte eine vierwöchiger Krankenhausaufenthalt, der ihm seltsamerweise sogar ganz gut getan hat, zumindest schien es so. Und nun ist er wieder in der Pflegeeinrichtung und baut von jetzt auf gleich mental und körperlich rapide ab. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis er wieder ins Krankenhaus verbracht wird.
Irgendwann, im Februar oder Anfang März meinte einer der Ärzte beim ersten Krankenhausaufenthalt zu uns, dass es ein langer und schwieriger Abschied werden wird. Ich wusste nicht genau, wie er das meint, aber jetzt habe ich doch eine Vorstellung.
Das nächste Mal schreibe ich vielleicht mal über etwas Positives. Zum Beispiel die Arbeit. Ha Ha Ha.
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