Montag, 12. April 2010

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Im Büro. Müde wie sau, abgeschnitten von der Kaffeeversorgung, Mails checkend, sitze ich dröge an meinem Schreibtisch und denke: Nichts. Ist auch garnicht notwendig, denn die Summe der Herausforderungen hält sich zur Zeit doch sehr in Grenzen
Ich habe zur Zeit einen Lieblingskollegen: Herrn Fritz. Herr Fritz ist unerheblich älter als ich, hat eine steile Drogenkarriere hinter sich, vögelte einst alles, was nicht schnell genug auf den Bäumen war und gab sich ganz und gar dem Berghain, der Party und dem Techno hin. Vielleicht war ich ja deswegen gleich ganz Feuer und Flamme, als ich über Airen stolperte - da kam mir vieles bekannt vor, wenngleich auch keinesfalls aus eigenem Erleben. Ich bin der Kontrast, das Yang zu Herrn Fritz. Immer geradeaus, nie vom Weg abkommend, immer schön der Reihe nach. Bis auf einmal. Da aber richtig. Gehört jetzt aber nicht hierher.
Er, der Herr Fritz und ich, sind ein sehr schönes Pärchen in unserer Haltung zu dem Hier und Jetzt. Wir teilen die gleichen Aufgaben, Arbeiten, Zuständig- und Lustlosigkeiten. Wir haben uns so sehr aufeinander eingestellt, dass wir manchmal schon die Gedanken des anderen lesen können - wie ein altes tuntiges Ehepaar. Wir gehen sogar schon am Wochenende gemeinsam Fahrrad fahren und was jetzt eigentlich noch fehlt, das ist ein gemeinsamer Urlaub (haben wir aber schon für Anfang Mai anberaumt: 2 Tage Radtour - mit allem drum und dran).

Zur Zeit mangelt es an Herausforderungen. Zumindest im Büro. Und das ist eigentlich ganz passend, denn ausserhalb des Büros gibt es Herausforderungen genug. Diese Herausforderungen verfolgen mich bis in den Schlaf. Heute Nacht beispielsweise zwei mal exakt der gleiche Traum: Sie ruft mich an und sagt: "Er ist vor 12 Minuten gestorben". Warum ich zwei Mal träume, dass er vor exakt 12 Minuten sein hospitalisiertes Restleben ausgehaucht hat, weiss ich auch nicht - ich weiss nur, dass sich da beide Male ein Gefühl von Erleichterung und Trauer breit machte. Dann aufgewacht und festgestellt, dass es eben nicht echt war. In diesem Moment konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich nun erleichtert oder enttäuscht war. Man sieht, ich habe ein ambivalentes Verhältnis zum Tod.

Ich warte jetzt auf Herrn Fritz. Ich will jetzt ein paar Geschichten hören, wie sein Wochenende war, wie er wieder grenzwertig über die Stränge geschlagen ist, ohne rückfällig zu werden und eine Nase zu nehmen. Wie er den Exzess immer nur knapp umschifft. Denn das gibt mir das wohlige Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

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