Mittwoch, 14. April 2010

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Der Herr F. und ich pflegen ja einen sehr offenen Umgang miteinander. Montags bekomme ich jedesmal einen ausführlichen Lagebericht vom Wochenende: Wo war er, mit wem, warum und wie lange. Wieviel Alkohol, wie besoffen, wie verkatert am nächsten Tag. Dabei sind selten Überraschungen dabei, denn ich lese sein Facebook Profil mit und da bin ich  dann (neben 250 anderen "Freunden") schon bestens im Bilde.
Seine Intermezzos mit dem anderen Geschlecht habe ich das zweite Halbjahr 2009 therapeuthisch begleiten dürfen. Allerdings ist da jetzt mit der neuen Bekannten so etwas wie Ruhe eingekehrt. Was ganz schön ist - für ihn. Uns sind seitdem etwas die Themen weggebrochen.
Eine weitere Angewohnheit, die dem Herrn F. innewohnt, ist seine offene Bürotür. Und lautstarkes Telefonieren. Beides zusammen führt dann dazu, dass unser Gang voller Büros und Kollegen/Innen bestens über alles mögliche bescheid weiss. Im Grunde wissen wir alles.
Der Höhepunkt seiner "open-door-policy" ist jedoch sein Stuhlgang: "Alter, ick geh' jetzt kacken. Ick hör' nämlich schon den Zug kommen. Der fährt gleich ein!". Dann: 15 Minuten Ruhe, Herr F. ist stuhlen. Wenn er wieder zurückkommt: "Alter, erstma eine schöne dicke Wurst in die Schüssel gedrückt!" - dazu Handzeichen, die die Länge und den Durchmesser des morgendlichen Erfolgserlebnisses andeuten. Je nach dem werden dann noch Konsistenz, Geruch und sonstige Eigenarten detailliert beschrieben.
Diese Woche ist Herr F. nicht da - wegen Schulung. Das hatte ich glatt vergessen. Und auch ansonsten sind alle anderen Mitarbeiter meiner bescheidenen Abteilung unglaublich viel unterwegs und nicht im Haus. Und so sitze ich hier mutterseelenalleine und vermisse ein wenig den Lagebericht vom Wochenende. Zusammen ist man eben dann doch weniger allein.

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